Seit ich denken kann, schreibe ich. Mitteilungsbedürfnis? Ein Geschenk, eine Aufgabe, eine Berufung? Mein erster Berufswunsch war Journalist und meine ersten Gehversuche machte ich bei Schülerzeitungen. Worte sind für mich Wunder, die ich zu Zaubersätzen fügen will, die aus Druckerschwärze Licht und Duft entfalten und dem Leser ein kleines Stück Poesie schenken.

Und was ist mit dem Inhalt, werden Sie fragen? Hat ein Fachjournalist nicht andere Dinge zu berücksichtigen, als ausgerechnet Poesie?

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1. Geschichten erzählen

Natürlich haben Sie Recht! Der Inhalt lockt den Leser an, die interessante Information, das aktuelle Wissen. Er will Wissenslücken füllen, Neuigkeiten erlesen, einen Informationsvorsprung erlangen.

Doch wie geht das?

Ist unser Gehirn ein Nürnberger Trichter, unser Geist ein Schwamm, der Wissen aufsaugt, wenn er nur tüchtig hineingedrückt wird. Oder brauchen wir Übermittler, Katalysatoren, Laufbänder, geradezu Pumpen, um das viele Wissen in die engen Gehirnwindungen zu pressen. Nein, es gibt für das Wissen einen Freund, einen Partner, der gerne Einlass findet in jedes Gehirn, beim Geiste ein gerngesehener Gast, der es mitnimmt auf die Party: Eine Geschichte!
Geschichten sind die wahren Lehrmeister des Gehirns und schon die kleinen Kinder lauschen, wenn sie Geschichten hören, und, wenn sie es nicht verlernt haben, erst recht die Erwachsenen. Das müssen wir uns zunutze machen.
Als ich an meiner Diplomarbeit als Architekt arbeitete, frage mich mein Professor einmal: „Würde ihre Oma dieses Museum besuchen?„Ja!“ Ich war ganz sicher, den ich entwarf ein tolles Museum: auch für meine Oma.

Natürlich haben wir in unserer Familie, in unseren Eltern, unseren Geschwistern und unseren Kindern oft die härtesten Kritiker. Doch diese Frage müssen wir uns stellen, würde unsere Mutter, unsere Schwester, unsere Tochter das lesen? Wenn wir sicher sind, ist es toll! So kann man Journalismus lernen.

2. KISS

Keep it short and simple. Es ist leicht, einfache Dinge kompliziert zu erklären, doch es ist ungleich schwieriger, komplizierte Dinge einfach zu erklären.
Kommen Sie auf den Punkt!

Nicht zwanzig von Hundert müssen 80% des Inhalts verstehen, sondern 80 von Hundert. Da nützen kein Theaternebel und kein Geschwafel. Nutzen Sie einfache Begriffe und erklären Sie diese. Bringen Sie Beispiele, beschreiben Sie Sachverhalte in Bildern oder in Vergleichen: „Brandschutz muss funktionieren wie der Motor in einem Auto!“ oder „Der Architekt als Generalist gleicht dem Dirigenten im Orchester“.

Doch einfach bedeutet nicht falsch. Verkürzungen oder Verkleinerungen machen Sachverhalte vielleicht einfach, aber bergen die Gefahr der Verfälschung und Verschiebung. Schnell fließen Verallgemeinerungen oder Meinungen ein, die nicht auf soliden Recherchen oder neutralen Erkenntnissen beruhen.

Natürlich sind Mutmaßungen und Meinungen nicht verboten. Doch sie müssen für den Leser eindeutig erkennbar sein.

3. neugierig machen

Jeder Satz muss neugierig machen auf den nächsten. So hat es Wolf Schneider einmal ausgedrückt. Neugier und Spannung halten den Leser bei der Stange.

Beenden Sie den Satz wenn der Gedanke zu Ende ist. Punkt!

Eine neue Idee, ein neuer Aspekt, sie verdienen einen eigenen Satz. Sperre zwänge sie nicht in Nebensätze, in Klammern oder in Gedankenstriche. Verstecke sie nicht hinter Kommata oder Bindewörtern.
Du bist kurz und präzise, gönnst dem Leser Pausen, so dass er dir folgen kann. Der Punkt bedeutet durchatmen, inne halten, den Gedanken sacken lassen, Zeit den Sinn zu erfassen, zu begreifen.
Doch keine Regel ist ohne Ausnahme. Mancher Gedanke verdient es, wiederholt, verstärkt, von verschiedenen Seiten betrachtet zu werden. Wir starten einen Trommelwirbel von Fakten, ein Stakkato von Fragen, wir werden immer dringlicher und deutlicher werden und lassen den Leser doch nicht ahnen, worauf wir hinauswollen.

Die Lösung wird dem Leser umso willkommener sein, sie öffnet ihm Augen und Sinn.

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